Nachdem ich immer mal wieder gefragt werde, was meine Skype-ID sei, hier meine Gründe, warum ich Skype nicht verwende:

Die Firma Skype hat früher Peer-to-Peer Filesharing-Software hergestellt (mit dem Namen "KaZaA"), Filesharing-Programme dienen zum Tauschen von Musik und anderen elektronischen Inhalten. Diese Software hat nachgewiesenermassen sogenannte “Spyware” enthalten (vgl. auch diverse Tips, wie man diese ausschalten können soll). Unter Spyware verstehen wir Programme, die unbemerkt vom Eigentümer eines Rechners diesen Rechner ausspioniert und die ausspionierten Daten via Internet an den Programmierer der Spyware schickt. Zu den ausspionierten Daten zählen Statistiken über das Besuchen von Websites bis zu Passwörtern. Was genau die von der KaZaA Spyware ausspionierten Daten sind entzieht sich meiner Kenntnis. Ich vertraue solchen Leuten meine Telefongespräche nicht an.

Es gibt eine unabhängige Analysen von Skype 2005 und 2006, nach der in der analysierten Skype-Version keine Hinweise auf Spyware gefunden wurden. Das kannn sich inzwischen geändert haben und diese Analyse sagt nichts über die Sicherheit von Skype aus:

Skype (und vorher schon KaZaA) enthalten Mechanismen, um automatisch neue Software-Versionen (teilweise ohne Wissen oder sogar Zustimmung des Benutzers) zu installieren. In einer solchen neuen Version könnte Spyware enthalten sein — oder auch nur eine Software-Fehler der vorher nicht enthalten war. Damit ist man den Herstellern der Software ausgeliefert, da es unter der Kontrolle von Skype ist, was in neuen Versionen enthalten sein wird. Man könnte auch sagen: Nach Installation von Skype gehört Dir Dein Computer nicht mehr.

Dann wird immer wieder behauptet, die Kommunikation mit Skype sei verschlüsselt. Das mag ja stimmen. Der Grund ist aber wohl nicht die Privatsphäre des Nutzers, sondern die Absicht, zu verhindern, dass andere Software schreiben, die das Skype-Protokoll spricht. Denn was nützt mir die Verschlüsselung wenn ich nicht weiss, wer den Schlüssel besitzt? Der Benutzer von Skype besitzt den Schlüssel jedenfalls nicht.

Zum Abhören hat Kurt Sauer, Leiter der Sicherheitsabteilung von Skype, auf die durch ZDNet gestellte Frage, ob Skype die Gespräche abhören könne, ausweichend geantwortet: "Wir stellen eine sichere Kommunikationsmöglichkeit zur Verfügung. Ich werde Ihnen nicht sagen, ob wir dabei zuhören können oder nicht." (vgl. den Artikel in der deutschen Wikipedia dazu bzw. direkt das ZDNET-Interview.

Hinzu kommt, dass sich Skype an keinerlei etablierte Standards im Bereich der Sprachkommunikation über Internet-Protokolle hält, ja wie Skype genau funktioniert ist nicht offengelegt, es kann also keine andere Firma derzeit Programme bauen, die mit Skype-Software zusammen funktioniert. Solche "Closed Source" Programme fördern Monopolstellungen und sind — ähnlich wie z.B. Monopolstellungen im Bereich von Nahrungsmitteln wie Genmais von Monsanto — mit erhöhter Wachsamkeit zur Kenntnis zu nehmen. Die etablierten Standards im Bereich der Sprachkommunikation stehen Punkto Sprachqualität u.a. Skype in nichts nach.

Skype hat — aus seiner Peer-to-Peer Vergangenheit — Mechanismen um durch Firewalls zu "tunneln". Diese Techniken, auch als "Firewall Piercing" bekannt, sind für die Sicherheit einer Firma gefährlich, oder wie humorvoll von einem Kollegen formuliert: "Firewall Piercings können sich entzünden und eitern".

Es gibt etablierte Standards zur Sprachkommunikation wie z.B. SIP (Session Initiation Protocol) für den Verbindungsaufbau. Es gibt Open Source Implementierungen für "Softphones", das sind — ähnlich wie Skype — Programme mit welchen über einen Computer telefoniert werden kann. Ein Beispiel ist Qutecom (früher "Wengo Phone"), eine Suche nach "Softphone" in Google sollte noch einige andere zutage fördern. Es gibt natürlich auch kommerzielle Anbieter solcher Programme (teilweise als Closed Source), der Knackpunkt liegt in einem gemeinsamen Protokoll bei dem alle mitmachen können. Es gibt inzwischen auch "Hard" phones, also ein Ding was wie ein Telefon aussieht, aber hinten einen Ethernet-Anschluss hat und SIP spricht. Sehr preiswert ist das Budgetone von Grandstream, ein weiterer Anbieter ist z.B. Snom und Cisco hat einige kleinere Anbieter wie Sipura gekauft.

Ich habe selbst keine grosse Erfahrungen mit solchen Softphones auf Windows oder MAC Plattformen. Für Erfahrungsberichte bin ich dankbar.

Dann gibt es Anbieter, die Vermittlungstätigkeiten für solche Softphones anbieten. Ein Beispiel ist sipgate, andere finden sich auf voip-info.org. Man meldet sich dort an, kann gratis mit anderen Softphones über das Internet telefonieren, bekommt bei einigen Anbietern sogar kostenlos eine Telefonnummer über die man vom Festnetz aus angerufen werden kann. Das "Businessmodell" dieser Anbieter sind Anrufe vom Internet ins Festnetz. Die kosten dann etwas, sind aber immer noch deutlich günstiger als z.B. die Telekom in Deutschland oder Österreich.

Ein weiterer SIP-Dienst ist ekiga.net vom Team des gleichnamigen Open Source Soft-Phones Ekiga, ich bin dort z.B. als rsc@ekiga.net erreichbar.

Ausserdem ist ein öffentlicher Verzeichnisdienst ENUM im Aufbau, wo man seine eigene Telefonnummer weiterverwenden kann. Damit wird es in Zukunft möglich sein, einfach eine Telefonnummer einzugeben und über das Internet den gewünschten Teilnehmer zu erreichen.

Inzwischen gibt es auch eine Open Source Telefonanlage, Asterisk. Asterisk kann sowohl ans Festnetz (ISDN aber auch eine analoge Leitung) angeschlossen werden, als auch an Internet-Telefonie mit verschiedenen Standards (SIP, IAX, H323) teilnehmen. Die Telefon-Software läuft auf einem ganz normalen handelsüblichen PC — Modelle mit niedrigem Stromverbrauch sind zu empfehlen, da ja eine Telefonanlage Tag und Nacht in Betrieb sein soll. Asterisk "spricht" bereits heute ENUM. Ausserdem kann man über Einsteckkarten ganz normale "analoge" Telefonapparate anschliessen. Dann kann man verschiedene SIP-Anbieter gleichzeitig und einen Festnetzanschluss an der selben Telefonanlage betreiben und mit einem ganz normalen Analogtelefon, oder auch mit einem Komfort-ISDN-Telefon, einem Hard-Phone (z.B. Snom), oder einfach mit einem Softphone — telefonieren. Man kann die Telefonanlage suchen lassen, ob ein bestimmter Teilnehmer über das Internet erreichbar ist oder nur über das Festnetz. Der Anrufende muss nicht mal merken ob über Festnetz oder Internet telefoniert wird.

Das geniale an Asterisk (und das Erfolgsrezept von vielen anderen Open Source Projekten) ist sein modularer Aufbau: Für verschiedene anzuschliessende Geräte oder Protokolle kann man einen "Channel Treiber" schreiben und Asterisk kann danach mit einem neuen Gerät kommunizieren. So kann ein Spezialist für ein bestimmtes Gerät oder Protokoll einen neuen Gerätetreiber beitragen.

Man kann Asterisk-Telefonanlagen miteinander vernetzen — auch über eine verschlüsselte Verbindung über das Internet, ein sogenanntes "Virtual Private Network" (VPN). Dann kann man telefonieren ohne dass Dritte die Verbindung abhören können — eine solche Installation setzt allerdings Absprachen zwischen den Betreibern der zu vernetzenden Telefonanlagen voraus.

Neuere Techniken erlauben, vorhandene SIP-Infrastruktur zu benutzen und trotzdem ohne vorherige Absprache verschlüsselt zu telefonieren. Der Schlüssel wird dabei direkt zwischen den beiden Teilnehmern ausgehandelt. Philip Zimmermann, der Autor von PGP, hat dafür den Standard ZRTP vorgeschlagen, der inzwischen bei der Internet Engineering Task-Force (dem Gremium das Internet-Standards macht) zur Standardisierung eingereicht ist.

Ich selbst verwende Asterisk seit einigen Jahren statt meiner alten ISDN-Telefonanlage.